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„Joho tralala“ – wenn Sänger und Zupfer gemeinsame Sache machen

Kooperationen bedeuten einen organisatorischen, programmatischen und finanziellen Aufwand – dieser steht jedoch, bei günstigem Verlauf, in keinem realen Verhältnis zum immateriellen, sprich: künstlerischen Ertrag. Und wenn es darüber hinaus immerhin leise in der Kasse klingelt, ist sicherlich keiner ernstlich böse – auch wenn die Erfahrung lehrt: Der materielle Gewinn sollte nicht das oberste Ziel sein.


Manchmal braucht’s ja nur den rechten Anlass, um sich aus seiner Selbstgenügsamkeit zu befreien und das ebenso festgefügte wie erprobte Klangbild, vom eigenen Horizont ganz zu schweigen, zu erweitern. Im Falle des vergangenen Projekts des Badischen Zupforchesters war dies die 2019 in Heilbronn stattfindende Bundesgartenschau, genauer gesagt das Chorfest im Rahmen der BUGA, veranstaltet vom Schwäbischen Chorverband. Unsere Vizepräsidentin Petra Schneidewind regte an, dass das BZO mit einem Chor seiner Wahl gemeinsame Sache machen und auf diesem Wege unsere klanglichen Facetten dem farbenreichen Blumenmeer hinzufügen möge.

Der passende Chor war recht schnell gefunden, hatten wir doch mit dem Karlsruher Vokalensemble Chorioso und seinem Dirigenten Matthias von Schierstaedt bereits 2010 anlässlich des eurofestivals zupfmusik in Bruchsal erfolgreich zusammengearbeitet. Um das Ganze etwas nachhaltiger zu gestalten, wurde beschlossen, im Vorfeld der BUGA eigenverantwortlich Konzerte in Rastatt und Karlsruhe zu geben (beide am 19. Mai), um sowohl unser „heimisches“ Publikum als auch das des Chores von dieser Zusammenarbeit zu überzeugen.


Ein wie zu erwarten wesentlicher Aspekt des Programms sollte neben einer tendenziell floralen Grundausrichtung natürlich das gemeinschaftliche Klangbild sein. Mit zwei Stücken von Johannes Brahms („Hochgetürmte Rimaflut“ aus den „Zigeunerliedern“ und „Zum Schluss“ aus den „Neuen Liebeslieder-Walzern“) konnten wir dabei auf Chorrepertoire zurückgreifen. Eine sichere Bank waren zweifellos das „Volkslied“ („Wir winden dir den Jungfernkranz“) und der „Jäger-Chor“ aus dem „Freischütz“ von Carl Maria von Weber, zwei Werke, die aufzuführen ein zumeist a cappella auftretender Chor kaum Gelegenheit hat, über Zupforchester sprechen wir hier besser erst gar nicht. Hinzu kamen noch zwei eigens für diese Gelegenheit komponierte Chorlieder von Christopher Grafschmidt („Schatten über Ithilien“ nach Motiven aus dem „Herrn der Ringe“ sowie „Die Distel“ nach Versen des Heidedichters Hermann Löns – in diesem Fall warf die BUGA ihre Schatten voraus).


Darüber hinaus sollte natürlich genügend Platz für jeweils eigene Beiträge bleiben, die sich aber durchaus ergänzen durften, wie z.B. „Mille regrez“ von Josquin Desprez (vokal) bzw. Tielman Susato (instrumental) oder auch zwei Werke von John Dowland („Come away, sweet love“ bzw. „Lachrimae antiquae“). Überhaupt spielte Musik angelsächsischer Provenienz eine gewichtige Rolle mit weiteren Werken von Thomas Morley („Now is the month of maying“) und Gerald Finzi („I praise the tender flower“, „My spirit sang all day“, „Clear and gentle stream“) bzw. von Percy Grainger („Country Gardens“) sowie in Kooperation das irische Volkslied „Down by the Sally Gardens“, arrangiert von Peter Dyson. Zur Abrundung präsentierte das BZO offensiv blumig noch die „Camelien-Polka“ von Johann Strauß (Sohn) und, quasi als Ouvertüre, die Fantasie „Fiori sparsi“ von Giacomo Sartori.


Beide Konzerte waren recht gut besucht, die Presse befand: „Die beiden Ensembles harmonierten prächtig“ (Martina Holbein, BNN) bzw. „Was eher nach einem Duell zwischen Stimmband und Saiten klingt, erwies sich als eine wunderbare Symbiose“ (Dagmar Uebel, BT). Viel Zuspruch fanden dann auch die beiden Auftritte mit einem leicht gekürzten Programm auf der großen Sparkassenbühne der Bundesgartenschau am 30. Mai. Das erste Konzert wurde von den beiden verantwortlichen Präsidenten Dr. Jörg Schmidt (Schwäbischer Chorverband) und Freiherr Arnulf von Eyb (BDZ B.-W.) besucht und sichtlich goutiert. Und auch das zahlreiche Publikum fand hörbar Gefallen an unserer Darbietung. So soll es sein.

Doch „nun, ihr Musen, genug!“ (Goethe/Brahms, „Zum Schluss“) Fazit: Es war einmal mehr eine wertvolle Erfahrung, mit einem Klangkörper zusammenzuarbeiten, der klanglich, dynamisch und hinsichtlich der Gestaltungsmöglichkeiten anders aufgestellt ist als wir. Schauen wir mal, was die Zukunft bringt …

Christopher Grafschmidt








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