Das für 2021 geplante „Eurofestival Zupfmusik“ fiel der Covid-Pandemie zum Opfer. Thomas Kronenberger, der damalige Präsident des Bundes Deutscher Zupfmusiker, nahm daraufhin ein Projekt in Angriff, das als würdiger Ersatz eine Vielzahl musikalischer Impulse versprach, wenn auch in kleinerem, konzentrierterem Format: ein Festival, das gänzlich von den Landesauswahlorchestern des BDZ bestritten würde, samt Workshops zu aktuellen Themen und Ausstellungen von Instrumentenbauern und Verlagen. Kronenbergers Vertreter im Bundesvorstand Nikolaus Neuroth bot an, zusammen mit seinem Ötzinger Mandolinenverein die logistische Durchführung zu übernehmen.
Um es vorweg zu sagen: Das „Event“, das vom 10. bis zum 12. Mai im Bürgerhaus der Gemeinde Wirges (Rheinland-Pfalz) stattfand, war von Verein und BDZ-Vorstand großartig organisiert, mit souveräner Hand geleitet und mit 30.000 Euro aus dem Fonds des Bundesmusikverbands Chor & Orchester materiell recht gut ausgestattet. Fünf Konzerte und sieben Workshops in der örtlichen „Bürgerhalle“ wurden gut besucht, zu hören waren 18 Ensembles, von denen einige zwei Landeszupforchester kombinierten. Das Niveau war fast durchweg sehr ansehnlich, der eigentliche Clou bestand aber darin, dass viele Orchester nie Gehörtes zur Aufführung brachten, seien es Auftragskompositionen des BDZ oder Werke, die von den aufführenden Orchestern selbst angeregt worden waren. Grandios etwa ein „Walzer“ des 1987 geborenen Moritz Laßmann (LZO Nordrhein-Westfalen); eine eigentümliche Art von Serialität testend das Werk „Pandoras Harfe“ des Literaturwissenschaftlers und Musikers Silvan Wagner, das wir unter der Leitung von Isabel González Villar uraufführten.
„Wir“ – das waren in diesem Fall das Badische Zupforchester in Kombination mit dem Landesjugendzupforchester Baden-Württemberg, zehn Bläsern und Schlagwerk, also zur Abwechslung einmal eine große, sozusagen sinfonische Besetzung. Bis auf Wagners Werk musizierten wir unter der künstlerischen Leitung von Jan-Paul Reinke, und zwar: einen Satz aus der Suite „Extrablatt II“ von Christopher Grafschmidt, den zweiten, an Zelters Lied vom „König von Thule“ angelehnten Satz aus Felix Mendelssohn Bartholdys Vierter Sinfonie (der „Italienischen“) und den Kopfsatz von Louise Farrencs Dritter Sinfonie. Das Orchester war sehr beeindruckt davon, wie professionell die Bläser an Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn sowie der Percussionist ihre Partien darboten. Ein rundherum motivierendes Erlebnis! Nach dem Applaus zu urteilen, teilte sich diese Begeisterung dem Publikum mit.
Die Idee dieser Art von Festival für die Auswahlorchester hat ihren eigenen Reiz. Das Ganze ist zwar weniger international als die großen Festivals, dabei aber umso konzentrierter. Man könnte das durchaus einmal wiederholen.
Frank Rexroth
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